Lunchbox #6

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Hirsesuppe

Keine Lunchbox, sondern ein Thermo-Lunchpaket. Im Thermobehälter befindet sich eine Hirsesuppe (aus Vegane Küche für Kinder) – sehr einfach und sehr lecker! Ansonsten Dinkelcrunchys, Trauben, Gurken, Paprika und Karotten zum Knabbern.

Fazit: Zoe mochte alles und hat bis auf ein paar Suppenreste alles leer gefuttert!

Rezension: Vegane Küche für Kinder – Christina Kaldewey

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Endlich, das erste vegane Kochbuch für Kinder! Es wurde Zeit. Aber wahrscheinlich bin ich nun eine der Wenigen, die nach Durchsicht das Buch enttäuscht zur Seite legen…

Aber der Reihe nach: die Aufmachung ist sehr professionell und wunderschön. Das fest gebundene Kochbuch enthält tolle Bilder zu fast jedem Rezept, eine klare Gliederung und ist auf Recyclingpapier bedruckt. Die Überschriften heben sich unauffällig aber deutlich vom Inhalt ab und die Rezeptschritte sind übersichtlich nummeriert. Im oberen Seitenbereich befindet sich stets eine Zeitangabe und eine Altersangabe für das Rezept.

Buchbild

Nun zum Inhalt: ich stelle mir ernsthaft die Frage für welche Zielgruppe dieses Kochbuch gedacht ist? Für erfahrene vegane Eltern, die neue Ideen suchen? Eher nicht. Wenn ich zum drölfsten Mal ein Rezept für einen Apfel-Möhren-Salat, eine Sojabolognese oder einen Schokokuchen in einem Kochbuch für Kinder finde, ist daran nichts kreativ, zumal ein Apfel-Möhren-Salat im Normalfall per se vegan zubereitet wird (Zitronensaft, Öl, gut, oft wird Honig als Süßungsmittel empfohlen, aber wir wissen ja, wie wir das ersetzen…) und sehr sicher bereits im Repertoire der Kinderrezepte vorhanden ist.

Ist es ein Kochbuch speziell für Eltern, die umsteigen oder sich erstmals mit dem Thema befassen? Das schon eher. Aber meiner Meinung nach ist es dafür zu oberflächlich. Wenn ich ein Kochbuch für Kinder schreibe, indem es darum geht, die Versorgung der Kleinsten auf gesunde, ausgewogene Art sicher zu stellen, dann muss einfach mehr Information dabei rüber kommen. Vor allem die Praxis. Frühstück wird beispielsweise völlig außen vor gelassen. Gerade zu diesem Thema hatte ich mir mehr erhofft. Meine Tochter ist eine extrem schlechte Frühstückerin, weswegen ich natürlich für alle Tipps und Tricks und kreative Frühstücksideen dankbar bin. Es gibt zwar ein paar Aufstrichrezepte, aber ganz ehrlich, auch diese finde ich zuhauf im WWW.

Was mich aber am meisten stört, ist die in fast ausschließliche Verwendung von Soja. Es wird sehr wenig mit Hülsenfrüchten gearbeitet oder auch mit Nus- und Samenmuse und gar nicht mit Pseudogetreide wie Amaranth oder Quinoa (für Hirse befindet sich ein Suppenrezept im Buch). Das finde ich extrem schade, denn gerade hier verstecken sich wichtige Nährstoffe. Und natürlich eignet das Buch sich weniger für Sojaallergiker. Es gibt eben auch eine Menge Kinder, die Soja nicht vertragen. Da müssen Alternativen her. Aus Quinoa und Amaranth lassen sich tolle Bratlinge und Salate zaubern. Wenn sie nicht im ganzen Korn gegessen werden, dann kann man sie – auch für Glutenallergiker – sehr gut zu Mehl verarbeiten und leckere Muffins zaubern. Und warum nicht mal einen Nuskäse selbst machen? Es ist so einfach und meine Kinder finden den Cashewkäse, den ich als Frischkäseersatz hier zubereite sehr lecker. Leider sind wir im deutschsprachigen Bereich noch lange nicht so weit wie im englischsprachigen. Dort wird immer häufiger an alle gedacht. Es werden stets Alternativen angeboten und mittlerweile auch sehr viel Wert auf vollwertige Zutaten gelegt (siehe z.B. Dreena Burtons neuestes Familienkochbuch let them eat vegan).

Aus Dreenas Büchern habe ich z.B. die Idee übernommen, Hülsenfrüchte und Samen in Saucen und Dressings zu verstecken. Mein Reissalat für Zoe besteht bspw. aus einer Mayobasis, in die ich entweder pürierte weiße Bohnen einrühre oder 1 EL Tahin. Damit der Geschmack nicht dominiert wird mit Apfelessig, Zitronensaft und ein paar Gewürzen gearbeitet. So weiß ich, dass sie einen Salat hat, der ihr schmeckt, aber auch mit notwendigen Nährstoffen versorgt ist. Ein weiteres Beispiel sind Kürbiskerne. Darin steckt enorm viel Eisen, es macht also Sinn sich diese in den Salat oder auf warme Gerichte zu streuen oder im Brot zu verarbeiten. Wenn aber das Kind keine Kürbiskerne mag, muss man sich was einfallen lassen. Geröstete Kürbiskerne schmecken schon wieder ganz anders und super. Die isst sie mittlerweile pur und als Snack zum Pausenbrot. Ich könnte noch jede Menge solcher Dinge aufführen, werde es aber lassen, da es den Rahmen der Rezension sprengt und außerdem überhaupt nichts mit der Bewertung des Buches zu tun hat :-).

Positiv sticht heraus, dass die Rezepte sehr schlicht gehalten sind, mit Zutaten arbeiten, die überall erhältlich sind und selbstverständlich kindertauglich. Der Dessert- bzw. Backteil ist ebenfalls klasse. Lebkuchen, Spritzgebäck, Ausstechplätzchen (auch für die Kleinsten ohne Zucker!) sind tolle Sachen! Ich zweifele zwar daran, dass das Waffelrezept so funktioniert, wie es im Buch abgedruckt ist (ich habe wirklich extrem lange gebraucht mein Waffelrezept so anzupassen, dass die Waffeln nicht auseinanderfallen beim Backen…), aber ausprobieren werde ich es bei Gelegenheit dennoch. Wer weiß… Ich gehe davon aus, dass die Autorin Rezepte notiert hat, die sie selbst erprobt und für gut befunden hat.

Das erste Rezept im Buch übrigens – die Dinkelstangen, habe ich gleich nachgebacken. Ich muss zugeben, ich bin noch nicht auf die Idee gekommen Dinkelstangen zu machen, obwohl es ein toller Snack bzw. eine tolle Beilage zur Gemüseplatte ist. 🙂 Verfeinern kann man den Teig für Erwachsene mit Pizzagewürz und etwas mehr Salz. Für Kinder – das habe ich gemacht -, kann man noch etwas Hefeflocken einarbeiten. Dann gibt’s eine Art „Käse“stange. Das Rezept ist klasse und extrem einfach. Daumen hoch dafür! Mein Stangen sind etwas dicker, damit auch Max sie genießen kann. Je dünner, desto knuspriger zwar, aber dann sind sie für ihn schlecht zu essen.

Dinkelstangen aus Vegane Küche für Kinder

Es gibt aber auch Dinge, die mir am Buch sehr gut gefallen! Der einführende Teil enthält wichtige Informationen zu Nährstoffen im Allgemeinen und Grundrezepte für das Beikostalter sowie wichtige Hinweise zur Zubereitung der Breie. Allerdings geht die Autorin nicht auf die Ölsorte in ihren Breirezepten ein. Es ist wichtig, entweder ein Beikostöl zu verwenden (gibt es von Holle oder Alnatura), damit die Kleinen nicht nur die wichtigen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren erhalten, sondern diese auch im optimalen Verhältnis zugeführt werden. Verweigern die Kleinsten das Beikostöl aufgrund des doch dominanten Geschmacks, kann man es auch mit Hanföl probieren. Dort findet man ein optimales Omega-3 zu Omega-6-Verhältnis vor.

Meine Tochter findet den Veganpass super, den es im hinteren Teil des Buches gibt. Diesen will sie jetzt immer bei sich tragen, vor allem in der Schule. Auch die Erfahrungsberichte vegan lebender Familien mit ihren Lebenseinstellungen am Ende des Buches sind eine gute Sache. Abgerundet wird das Kochbuch mit einer Nährstofftabelle mit Referenzwerten für jedes Alter und Lebensmittelangaben. Das ist nun wirklich eine super hilfreiche Sache und sollte in jedem Haushalt vorhanden sein!

Fazit: Insgesamt bin ich eher enttäuscht von den Rezepten im Buch und der Oberflächlichkeit. Es wird wenig auf Alternativen für Allergiker eingegangen, oder auch für diejenigen, die Soja nicht in den Mengen verwenden möchten. Ein Frühstückskapitel fehlt und auch die Vielfältigkeit der Mahlzeiten ist eher spärlich (viele Standardrezepte). Tofu, Sojamilch und Pflanzensahne dominieren. Von der Verwendung von Fertigprodukten wie Fertig-Pflanzenkäse ganz zu schweigen. Das braucht man in der Kinderküche nicht, meiner Meinung nach.
Ganz nett, aber nicht das, was ich mir für den deutschen Markt an Kochhilfe für die Erziehung veganer Kinder gewünscht hätte.

Leute, ich glaube, ich schreibe mein eigenes Kochbuch bzw. Ernährungsratgeber für (Klein)kinder. Könnte ich einen Verleger finden und es tatsächlich verkaufen, würde ich den Gesamterlös, der mir zukäme an Hof Butenland spenden! Echt!