Was ist eigentlich mit Milch…

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Warum trinkst du keine Milch mehr? Was ist denn daran so schlimm? Kühe müssen doch nicht für Milch sterben, was ist daran nicht in Ordnung?

Wenn ich mit mit Menschen um die Gründe meiner veganen Ernährung unterhalte, hört bei Milch und Eiern das Verständnis regelmäßig auf. Das ich kein Fleisch esse können alle nachvollziehen – kein Thema. Aber Milch und Eier! Warum die auch nicht? Die sind doch – in Maßen – gesund, die Tiere müssen nicht dafür sterben usw.

Da ich mich in solchen Gesprächen ungern unsicher, mangels geeigneter Argumentation, zeige, habe ich mir zur Umstellungszeit das Buch „Milch besser nicht“ von Maria Rollinger zugelegt und daraus genügend Informationen schöpfen können.

Buchcover - Milch besser nicht

Ganz ehrlich war mir bis zu meiner Auseinandersetzung mit dem Thema auch nicht ganz klar, was da eigentlich hinter den Milchproduktionskulissen geschieht. Mittlerweile weiß ich jedoch eine ganze Menge darüber. Im Großen und Ganzen lautet mein Fazit: die Milchindustrie ist nicht nur mindestens genauso grausam wie die Fleischproduktion, sondern gerade in Anbetracht unserer Gesundheit ein richtig dicker Kloß.

Viele Menschen erliegen dem Irrglauben Milch gehöre schon seit eh und je zum Speiseplan der Menschen. Leider stimmt das ganz und gar nicht. Da ich an dieser Stelle aber nicht die Geschichte der Milch ausführen möchte, verweise ich in diesem Rahmen auf das Buch mit fundierten Informationen [1] und auf die folgende Website mit Antworten auf die typischen Fragen von Milchkonsum: Veganissimo.

Ich fasse an dieser Stelle nur kurz zusammen, was ich Informationen dem Buch „Milch besser nicht“ von Maria Rollinger entnehmen kann [2]:

  • eine Kuh wird im Alter von 15 Monaten erstmals besamt
  • mit ca. 24 Monaten kalbt sie das erste Mal
  • das Kalb wird ihr sofort nach der Geburt weg genommen
  • das Kalb darf nicht aus dem Euter der Mutter trinken, da es an der von der eigenen Mutter produzierten Milch schwer erkranken würde (Durchfälle, Infektionen) – die Verdauungsorgane des Kalbes sind nicht auf den hohen angezüchteten Fettgehalt der Muttermilch eingerichtet
  • die Kolostralmilch ist aufgrund der Hormone für den menschlichen Verzehr nicht geeignet – allerdings wird das Zeug auch unter die Menschheit gebracht und sogar als „super gesund“ vermarktet…
  • am sechsten Tag nach dem Kalben beginnt für die Kuh die „Milchproduktion“ für die Menschen
  • die Kuh soll ca. 310 Tage Milch geben (durchschnittliche Laktationsperiode)
  • die Kuh muss natürlich sobald wie möglich wieder besamt werden, da sie ansonsten nur dumm in der Gegend herumsteht und Geld kostet
  • 6 bis 8 Wochen nach dem Kalben, geht’s dann wieder los – auf zur nächsten Besamung, damit die gute, gesunde und überaus leckere Milch fließen kann! Selbstverständlich müssen sämtlich Risikien dabei ausgeschaltet werden – die Kuh könnte ja nicht schwanger werden. Aber wir haben Hormone und kennen damit die Lösung ;-). Also auf zur künstlichen Befruchtung unter stark hormoneller Beeinflussung.
  • die Kuh wird schwanger und ist damit während ihrer „Milchproduktionszeit“ gleichzeitig schwanger, was natürlich den Hormonhaushalt der Milch wesentlich beeinflusst
  • ca. 6 Wochen vor der Geburt des nächsten Kalbes wird die Kuh „trocken gestellt„, d.h. der Milchfluss wird unterbrochen – dies geschieht medikamentös (Hormone/Antibiotika), da die Milch zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihres hohen Hormongehaltes (genau wie die Kolostralmilch) nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet wäre
  • der Kreislauf beginnt von vorne: die Kuh kalbt, das Kalb wird ihr umgehend weg genommen, sie wird so schnell wie möglich wieder besamt usw….
  • das kann die Kuh ungefähr 4-5 mal machen, dann ist Ende Gelände: Schwangerschaft, gleichzeitige Laktation, Trockenstellung, Geburten, Besamung während der Laktation… das hält sie nicht lange aus.
  • die Durchschnitts-Milchkuh landet dann nach ca. 6-7 Jahren freundlicherweise aufgrund nachlassender Milchproduktion und unökonomischer Lebensweise im Schlachthaus

In Hochleistungsbetrieben werden die Kühe so alt wie die oben beschriebene nicht (ob das jetzt eher gut als schlecht ist, sei mal dahin gestellt… die Kuh können wir ja leider nicht fragen, was wohl uns dazu treibt sie weiterhin mit gutem Gewissen als Produktionseinheit zu benutzen). In Hochleistungsbetrieben geben die Kühe viel mehr Milch ab und werden dafür früher geschlachtet. Eine Kuh, die während ihrer Lakationszeit keine 7000 kg erreicht, wird sofort ins Schlachthaus geführt.

Ja, so ist es. Lebewesen, mit Recht auf Leben, genauso wie wir es uns zuschreiben, werden „produziert“, misshandelt, ausgebeutet und brutalst getötet damit wir unseren Konsum abdecken können. Am besten noch Sahne für 20 Cent bei ALDI (also über Turbohochleistungskühe) – mehr will man ja nun wirklich nicht für Sahne ausgeben müssen, oder? Und die ganz Sauberen der Milchlobby, die natürlich keinesweges eigenen kapitalistischen Interessen nachgehen, vermitteln uns mit ihrer Bilderbuchwerbung (Kühe auf grünen Wiesen mit viel Platz und Sonne) das Milch etwas sehr gesundheitsförderndes sei und unbedingt in Massen konsumiert werden sollte.

Damit wir tagtäglich und kontinuierlich mit „guter“ Milch und Butter, mit Quark, Käse, Joghurt und vielen anderen Milchprodukten versorgt werden können, nehmen wir millionenfaches physisches und psychisches Leiden der einstmals hochgeschätzten, göttlichen Kühe in Kauf. Wir verschwenden kaum Gedanken daran, wie diese Milchprodukte entstanden sind. Wir glauben noch immer, Milch sei eine saubere Sache, so weiß und rein strahlt ihr Image. Gerne fallen wir auf die Werbeslogans der Milchindustrie herein, denn die hässliche Produktion ist verdrängt. Milch fließt in unseren Köpfen strahlend weiß aus einem Bottich im goldenen Sonnenschein auf saftigen Wiesen. Unsere Sinne sind betört, wenn wir Milchwerbung sehen und ihr lauschen. Milch ist nicht tierisch, fast schon vegetarisch, also gut und gesund, fast reine Medizin. Das Tier, die lebende Kreatur, ist hinter ihrer Körperflüssigkeit völlig unscheinbar geworden. Doch die Realität ist grausam. Milch entstammt wie Fleisch, Eier und Schinken auch, den lebendigen Körpern spezifischer Tiere, Körpern, die mittlerweie so modifiziert sind, dass ihre Schöpfer glauben, sie benötigen nur noch eine lebende Physis, die einzig und allein dem menschlichen Nutzen untergeordnet werden kann. [3]

Fakt ist: wenn wir von Milch reden, reden wir nicht von der gleichen Milch, die es vor der industriellen Herstellung gab! Milch hat sich aufgrund der Herstellung gravierend in ihrer Zusammensetzung geändert – und das keinesfalls in für uns oder die Kühe gesündere Art und Weise – und wird heute mit vielen Zivilisationskrankheiten in Verbindung gebracht. Gerade Brust- und Prostatakrebs, in China als „Reiche-Frauen-Krankheit“ bezeichnet, weil sich nur Wohlhabende westliche Nahrungsmittel leisten können, wobei sich westliche Nahrungsmittel überwiegend auf Milch, Eis, Schokoladenerzeugnisse und Käse – also Milchprodukte – bezieht, werden heute mit Milchkonsum in Verbindung gebracht [4]. Zum Verständnis angemerkt sei an dieser Stelle, dass der hohe Kalziumgehalt der Milch sich negativ auf die Vitamin-D Bildung auswirkt, welches jedoch enorm wichtig ist für die Erhaltung gesunder Prostatazellen und der Verhinderung von Zellwucherungen [4].

Zum Thema Milch und Brustkrebs möchte ich an dieser Stelle auf folgende Quelle verweisen:

http://www.peta.de/web/milch_-.2376.html
http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=304

Selbst die DGE (2. Link) räumt ein, dass es wohl Zusammenhänge zwischen Milch und Brustkrebs geben könnte (was schon bemerkenswert ist, da die DGE ja nicht nur aus unabhängigen Wissenschaftlern besteht…). Sie unterlässt es natürlich dennoch nicht darauf hinzuweisen, dass es ja keine ganz eindeutigen wissenschaftliche Studien bisher dafür gibt. Die, die vorliegen, könne man ja nicht unbedingt als repräsentativ heranziehen. Bei Prostatakrebs gibt’s da allerdings keine Zweifel mehr.

Mir persönlich reichen die Informationen. Warum sollte ich ein Risiko eingehen, wenn ich es auch vermeiden kann? Warum sollte ich die Milchindustrie unterstützen, wenn ich auch auf andere, wesentlich tier- und umweltfreundlichere – Art und Weise an Kalzium, Eiweiße, Fette und Proteine heran komme? Wenn es um ein neu erprobtes Medikament ginge und ein Arzt würde mich vor die Wahl stellen ein Medikament einzunehmen, welches ohne Tierleid und gesundheitliche Risiken (evt. vielleicht ein paar harmlose Nebenwirkungen) einher geht oder ein neues, welches evt. Krebs verursachen könnte und darüber hinaus tagtäglich auf brutalste Art und Weise Tiere ausbeutet, würde ich ja auch nicht zögern. Warum also bei der Ernährung?

Zum Thema Milch und Kalzium gibt es natürlich auch jede Menge zu sagen. Maria Rollinger schreibt dazu folgendes [5]:

Noch immer scheint die Gleichung zu gelten: Viel Milch = viel Kalzium für den Körper. […] Wahr ist daran nur eines: Milch enthält viel Kalzium, etwa 1200 mg pro Liter, das ist etwas mehr als die von der DGE empfohlene Tagesmenge von 900-1000 mg für einen Erwachsenen. Ist es also in Ordnung, wenn man jeden Tag einen Liter Milch trinkt oder entsprechend viel Käse isst, das wären etwa 100 g Schnittkäse. Leider nein, die Addition ist allzu einfach, denn das Problem liegt in der Frage, wie viel dieses Kalziums dem menschlichen Körper überhaupt zugute kommt. Grundsätzlich ist bekannt, dass der Körper nur 30-40% des Nahrungskalziums überhaupt verwertet. Daraus wird abgeleitet, dass wir viele kalziumreiche Nahrungsmittel zun uns nehmen müssen, und was passt da besser als Milchprodukte in großen Mengen? Was aber passiert eigentlich mit dem nicht verwerteten Kalzium (60-70%) im Körper, wenn wir die vielen Milchprodukte gegessen haben (eigene Anmerkung: siehe Prostatakrebs)? […]
Die herrschende Meinung entzieht sich schweigsam den Fragen, die sich stellen:

  • Warum ist trotz des weltweit höchsten Konsum von Milch und Milchprodukten und der weltweit höchsten Kalziumaufnahme in den Milchländern die Kalziumversorgung ihrer Bevölkerung kontinentübergreifend unzureichend?
  • Warum ist die Osteoporosehäufigkeit in Ländern mit hohem Milchkonsum weltweit am höchsten und tritt dort heutzutage wesentlich häufiger auf als noch vor hundert Jahren?
  • Warum verzeichnen Ländern, die traditionell keine Milchländer sind (Japan, China), wenn überhaupt, dann nur geringe Raten an westlichen so genannten Zivilisationserkrankungen (Arteriosklerose, Osteoporose)?

Nun ist es leider so, dass diese Fragen in der Öffentlichkeit nicht ausgesprochen bzw. angesprochen werden. Wie kann es sein, dass bei dem hohen Verzehr an Milchprodukten, der in unseren Breiten stattfindet, trotzdem Osteoporose weit verbreitet ist und Kalziummangel herrscht?

Tatsächlich wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben, denn die Milchprodukte selbst sind es, die dem Körper zwar Kalzium liefern, aber es ihm auch gleichzeitig wieder entziehen. […]

  • Milch, besonders Milchprodukte wie Käse, enthalten hohe Mengen Eiweiß. Zu viel Eiweiß in der Nahrung führt zu beträchtlichen Kalziumverlusten durch den Urin. Obwohl dies von keinem Ernährungswissenschaftler ernsthaft bestritten wird, führt die Tatsache, dass Milch-/produkte zu den eiweißreichsten Nahrungsmitteln gehören, nicht zu Nachdenklichkeit in Sachen Milchkalzium. […] Solches Denken ist jedoch unpopulär, denn es enthielte den Hinweis, dass tierische Eiweißquellen (Milchprodukte, Fleisch, Eier) im Gegensatz zu pflanzlichen aufgrund ihres höheren Gehaltes an schwefelhaltigen Aminosäuren und Natrium in besonderem Maße zu Kalziumverlusten beitragen. Neben der zu hohen allgemeinen Eiweißaufnahme sind auch einzelne schwefelhaltige Aminosäuren, die in Milch-/produkten in hohen Konzentrationen vorkommen, für Kalziumverluste verantwortlich. […]
  • die gesamte Argumentationskette kann dem Buch „Milch besser nicht“ entnommen werden – siehe hierzu [5]

Als Fazit schreibt Maria Rollinger folgendes [6]:

Milch als angeblich vortreffliche Kalziumquelle, besonders im Zusammenhang mit unseren sonstigen Ess- und Lebensgewohnheiten, muss mit großen Fragezeichen versehen werden. Sie ist sogar für Gesunde eine dürftige Kalziumquelle und für AlaktasierInnen ein gefährlicher Krankmacher, der zu dauerenden Kalziumverlusten führt. Eine aktuelle Studie der Harvard Medical School ist zu der Feststellung gelangt, dass weder Milch noch eine hohe Nahrungskalziumaufnahme das Frakturrisiko bei Frauen nach der Menopause reduzieren. Ein Reduktionseffekt ging allein vom Vitamin D aus, das jedoch in Milch fast nicht vorhanden ist. […]
Und schaut man über den Tellerrand der Milchländer hinaus, fällt auf, dass die gesamte restliche Welt ohne Milchprodukte und Kalziumsubstitution auskommt, sofern sie nicht westliche Ernährungsmuster übernommen haben. […] Die Menschen in Nicht-Milchländern kommen mit phänomenal niedrigen täglichen Kalziumaufnahmen zurecht ohne zu erkranken. Ihre Kalziumversorgung findet ohne Kalziumverluste – beispielsweise durch hohe Eiweißüberschüsse – über den pflanzlichen Teil der Nahrung und Wasser statt.
[…]
Und last but not least: Wie kann die Menschheit es bis in unsere heutige Zeit geschafft haben, wenn sie erst vor 7000 Jahren mit dem Milchkonsum begonnen hat? Bis dahin verfügte sie ausschließlich über pflanzliche Kalziumquellen und erst mit der Laktasebildungsfähigkeit sind einige Menschen zu Laktasiern geworden, die das Milchkalzium nutzen können. Milchkalzium war jedoch immer nur eine Kalziumquelle unter vielen.
[…]

Weitere Informationen zu gesundheitlichen und umweltpolitischen Aspekten befinden sich im Buch, das ich hiermit jedem empfehlen möchte, der sich darüber einen umfassenden Überblick verschaffen möchte.

Zum Schluß möchte ich noch auf einen Artikel, auf den ich beim morgendlichen Blogroll aufmerksam geworden bin, verlinken. Der Beitrag ist von Biggy und enthält ebenfalls noch ein paar Infos und interessante Links: Die Milch macht’s.

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[1] Milch besser nicht, Maria Rollinger – hier bei buch.de
[2] Quelle: Milch besser nicht, Maria Rollinger, 3. Auflage 2010, JOU-Verlag, S. 94-98 Moderne Milchkühe
[3] Quelle: Milch besser nicht, Maria Rollinger, 3. Auflage 2010, JOU-Verlag, S. 101
[4] siehe hierzu: Milch besser nicht, Maria Rollinger, S. 123 ff., 3. Auflage 2010, JOU-Verlag und die dort aufgeführten wissenschaftliche Quellen
[5] Quelle: Milch besser nicht, Maria Rollinger, 3. Auflage 2010, JOU-Verlag, S. 157-162
[6] Quelle: Milch besser nicht, Maria Rollinger, 3. Auflage 2010, JOU-Verlag, S. 164-165